Wir haben jahrelang gewartet; jetzt ist es da.
„Wir“ ist nicht ganz richtig: Ich bin vor einiger Zeit zu 2Do gewechselt, weil es mir einfach zu blöd geworden war, auf ein zeitgemäßes Feature-Update von den Cultured-Code-Schnarchsäcken zu warten.
Anyway, hoch-tief im Hirn bin ich immer ein Things-User geblieben, trotz 2Do und whatever. Es ist eine Grundsatzfrage; mir würde es niemals in den Sinn kommen, intelligenz-verleugnende Perversitäten wie OmniFocus zu benutzen. (Natürlich hab ich es versucht.)
OK, was ist nun so großartig an Things 3?
Lässt sich schwer beschreiben hier. Es sind Dinge, die sich einem erst ergeben wenn man das Programm eine Zeit lang benutzt.
Ein paar Beispiele (Mac App):
Es gibt keine Unterscheidung zwischen Edit-Modus und View-Modus. Wenn du ein To-Do doppelklickst (oder Return drückst) hast du beides. Das wäre ja noch nichts außergewöhnliches, aber es ist es trotzdem. Denn sie haben es irgendwie geschafft, eine Edit-View mit einer normalen View zu vereinen, ohne dass es unangenehm auffällt. Immer noch nicht klar? In 2Do kannst du ein Item entweder zum Editieren öffnen oder zum Betrachten (Spacebar). Wenn du in Things ein Item öffnest, dann verwandelt es sich einfach in eine Art Card, die beiden Zwecken dient.
Die Möglichkeit, Kalender integriert anzuzeigen, ist einfach nur noch gut. Nur noch gut.
Things 3 ist immer noch AppleScript-able, mit dem alten Dictionary, aber ich bin zuversichtlich, dass sie es up-to-date halten. 2Do weiß nicht mal was AppleScript ist.
Du kannst Files in den Notes-Bereich eines To-Dos ziehen. Der resultierende File-Link ist nicht ein dummer Link mit einem absoluten Pfad (wie in anderen Apps), es ist ein Bookmark (aka Finder Alias). Das heißt, auch wenn das Target-File verschoben oder umbenannt wird, es wird immer noch gefunden.
Wenn du was aus einer Liste (Box) in eine andere bewegst, bekommst du eine Ankündigung von dem, was verschoben werden wird. Das ist wirklich genial. Einfach ausprobieren. Ebenso werden Neuzugänge in einer Liste angekündigt.
Einer der stärksten Punkte von Things waren immer die hierarchischen Tags. Und die gibts auch in der aktuellen Version. Cultured Code sei Dank, ich hatte schon befürchtet, die würden durchs Popularity-Raster fallen…
Falls du nicht verstehst, was ich meine, dann leg einfach mal Tags an, öffne dazu das Tags-Fenster mit ⇧⌘T und ordne deine Tags so (oder so ähnlich) wie du es mit „Ordnern“ tun würdest.
Hierarchische Tags erlauben ein sehr effizientes Filtern nach Tags.Nach wie vor gute Integration mit der Reminders-App (Erinnerungen). D.h. Reminders können via Siri aufgegeben werden, dann in Things – automatisch – importiert werden. Ähnlich funktioniert das auch mit TaskPaper-Tasks via Reminders, siehe unten.
Die omnipräsente Suchfunktion ist einfach genial. Jeglicher Tastendruck – außerhalb des Edit-Modus – wird als „Forward-type search“ interpretiert. Du kannst damit alles finden und ansteuern: To-Dos, Listen, Notes, Tags, …
Bei der Suche werden Tags nicht als hierarchische Tags behandelt. Ich bin mir noch nicht ganz klar darüber, ob das ein Feature oder ein Bug ist. Ich tendiere zu Letzterem.Und, die Missing Features der vergangenen Jahre wurden auch (endlich) geliefert: Es gibt Unter-Listen für To-Dos (ähnlich Checklisten), und – wirklich gut umgesetzt – man kann den Inhalt von Projekten unterteilen mit sogenannten Headings. Das macht Things nicht zu einem full-featured Outliner, aber das möchte ich auch nicht. Dafür habe ich TaskPaper. Das Konzept von Things ist kein pures Outliner-Konzept: Die To-Dos sind eher individuelle Objekte, die auch als solche behandelt, d.h. verschoben, kopiert, dupliziert etc. werden können.
Ach ja, und jetzt auch endlich zeitbasierte Alerts.Erfreulich auch, dass Things nicht zu einer Subscription-App wurde. Ich hasse Subscription-based Apps und vermeide sie, wenn möglich. Ein Subscription-Things hätte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gekauft. Und, nur am Rande, ich halte den Preis von Things 3 (iPhone + iPad + Mac) für absolut in Ordnung.
Es gäbe noch ein Dutzend anderer Beispiele, die illustrieren, warum Things 3 so gut ist. Aber das Problem ist, man wird sich dessen erst gewahr, wenn man Things ein paar Tage benutzt hat. Screenshots würden hier auch nicht viel helfen.
Wie gesagt, in der letzten Zeit hatte ich 2Do benutzt, und ich war mindestens „quite happy“ damit. Als ich das neue Things 3 zum ersten Mal aufmachte, war ich schlagartig enttäuscht. Ich hab dann angefangen, To-Dos von 2Do manuell rüberzubringen, und erst im Lauf von Stunden wurde mir klar, wie genial das Ding ist. Und das hat sich bestätigt nach ein paar Tagen „real-live“ Usage inzwischen.
Things 3 hat auch Fehler. Z.B. ist es unmöglich ein wiederholendes To-Do vor dem Anbrechen der Start-Time zu erledigen. Keine Ahnung wie das durch die Beta geflutscht ist. Da hätte ich besseres erwartet. (Workaround: Letzte Instanz des To-Dos aufrufen, abhaken und wieder anhaken.)
Und damit sind wir auch schon beim letzten Punkt:
Wird sich das Verhältnis Customer – Cultured Code verbessern? Ich meine, es gab ein Forum, damals, das wurde aufgelöst von Cultured Code, und seitdem – und auch schon zuvor – war die Kommunikation nicht in der Nähe von irgendwas, das man optimal nennen konnte.
Ich hoffe echt, dass die Cultured-Code-Leute da was tun. Kontakt mit den Usern ist essenziell. Ich, persönlich, mag keine Software, wo ich keinen Kontakt habe mit den Entwicklern. Fühlt sich an, als ob ich was Totes gekauft hätte. Dass es auch anders geht, zeigen verschiedene Beispiele.
Alles in allem:
Es ist schon lange her, dass mich ein Programm so begeistert hat wie Things 3, trotz der noch vorhandenen Bugs. Ein Meisterwerk, das alles andere ziemlich alt aussehen lässt. Nicht nur visuell.
Quellen, Credits, mehr Info
- Things 3 für Mac, für iPhone, für iPad
- What’s new in the all-new Things? (Cultured Code)
- MacStories-Review
- Geek-Out-Review (deutsch)